47. évfolyam, 2001. 4. szám
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AUFSÄTZE

Der Bibliothekar und seine Zeit.
Zum Porträt des Bibliothekspolitikers Ervin SZABÓ


KATSÁNYI Sándor

Könyvtári Figyelõ (Library Review) New Series, 11. (Vol. 47.) No. 4. s. 633 – 645.

Die Studie beschreibt von den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bis 1914 den Werdegang der Ideen von Ervin Szabó (1877-1918), dem ehemaligen Direktor der Hauptstadt-Bibliothek Budapest. Die ersten Jahre nach der Jahrhundertwende waren optimal für die Gründung einer grossen öffentlichen (public-library-artigen) Stadtbücherei. Szabó sympathisierte damals noch nicht mit den bürgerlichen Ansichten, er hatte mehr Vertrauen zu den Anregungen der organisierten Arbeiterklasse. Später, als er schon mit den Vertretern des einheimischen bürgerlichen Radikalismus' befreundet war, hatten sich bei ihm flexiblere bibliothekspolitische Ansichten herausgebildet.

Die Einführung des Public Library-Modells wurde in Ungarn schon mehrmals versucht. Nach den Misserfolgen wurde aber klar, dass eine öffentliche Bibliothek mit grösster Wahrscheinlichkeit nur in Form einer öffentlichen Hauptstadt-Bücherei ins Leben gerufen werden könnte. 1910 wurde ein Vorschlag über eine in Budapest aufzubauende öffentliche Bibliothek an den Stadtrat von Budapest eingereicht, den Ervin Szabó begutachtete und befürwortete. Die Hauptfrage war nur, ob die Bürger von Budapest für die Finanzierung öffentlicher Bibliotheken gewonnen werden konnten, wie die Bürger der angelsächsischen Länder.

Szabó schrieb über den Plan eines Bibliotheksnetzes in Budapest: man sollte in der Hauptstadt überall Zweigstellen haben, wo sich die kleineren Bibliotheken nach Möglichkeit freiwillig dem Netz anschliessen konnten. Diese Idee wurde nicht verwirklicht; es tauchte eine andere Lösungsmöglichkeit auf, es wurde nämlich die Gründung von Büchereien durch Spenden initiiert. Mit Hilfe der Spende von der Freimauer-Loge Deák entstand die Zweigbibliothek am Almássy-Platz, aber dieser Versuch wurde später nicht fortgesetzt.

Die Stadtführung stellte die Ausgestaltung eines Zweigbibliothekennetzes im Rahmen der damals entwickelten sozialen Einrichtungen vor, aber Szabó missbilligte diese Konzeption. Mit vielen Schwierigkeiten entstand endlich die Zentralbibliothek, und später noch einige Zweigbibliotheken. Als die neue Hauptstadt-Bibliothek schon im Bau war, wurde die Neukonzipierung des Bibliothekswesens von Budapest nötig: Szabó schlug eine rationelle Kooperation unter den Grossbibliotheken durch Abgrenzung der Sammelgebiete vor: es sollte die geplante öffentliche Stadtbibliothek die gesellschaftswissenschaftliche Fachliteratur, die älteren Bibliotheken aber Humaniora sammeln. Die Direktoren der wissenschaftlichen Bibliotheken unterstützten aber diesen Vorschlag nicht. Es gab auch einen Disput zwischen Szabó und diejenigen, die lieber die Schulbibliotheken fördern wollten, während er die Literaturversorgung der Jugendlichen durch Zweigbibliotheken zu lösen gedachte. Später veränderte sich Szabós Meinung ein wenig in dieser Frage. Er wurde stets wegen der radikalen politischen und soziologischen Fachliteratur im Bestand der Hauptstadt-Bibliothek angegriffen.

Es war für seine Denkweise typisch, dass er aufgrund seiner liberal-bibliothekspolitischen Grundsätze ein breites Feld für sozialistisch-liberale Ideen im Bibliotheksbestand zuliess, während er als Politiker ganz anderer Meinung war.

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