Jahrgang 45. 1999. Heft 2.
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Entwicklungstendenzen der Öffentlichen Bibliotheken (vorgeführt an der Sitzung des Landesrates für Bibliotheks- und Dokumentationswesen am 19. Juni 1968, Békéscsaba)
SALLAI István

Laut Statistik gab es im Jahre 1966 in Ungarn 7252 selbständige, meist sehr kleine Bibliotheken. Die Studie stellt das bis in die 60erJahre entwickelte System der Literaturversorgung vor. Das System hatte noch in den 10er Jahren die Verwirklichung des Public-Library-Modells vor, aber von den 20er Jahren an verbreitete slch die der deutschen Praxis folgende Volksbücherei-Ideologie (viele Versorgungseinheiten mit winzigen Beständen für Ausleihe). Nach 1949 dem sowjetischen Muster folgend - wurde das System der Bezirks-, Kreis-, Stadt- und Dorfbibliotheken übernommen, doch die Depositenstellen bewahrend. Die Verordnung des Ministerrates verwies die öffentlichen Bibliotheken in die Kompetenz der Gemeinderäte. Laut Erfahrungen konnte diese Lösung die Versorgung der Kleindörfer - trotz ihren Vorteilen - nicht lösen. Das entstandene Netzwerk war eher ein methodisches Verwaltungs- als ein hierarchisches Versorgungssystem, das die kleineren Einheiten mit Literatur versah. Wo das Netzwerk nur die methodische Betreuung auf sich nahm, blieben die Traditionen der Volkbücherei weiterhin lebendig. Laut Welttendenz wächst die Zahl der Bibliotheken an, die kleineren Einheiten funktionieren ais Teile einer grösseren Einrichtung mit stufenweiser Funktionsteilung. In Ungarn nahm aber die Zahl der selbständigen Einheiten ab, obwohl es die Förderung des Depositensystems begann. Die Richtlinien formulierten wichtige Entwicklungsziele für die Bibliotheken, aber die Richtung der Entwicklung ist nicht mit den Zielen identisch; eine dauerhafte Entwicklung kann ausschliesslich vorgehen, wenn sie sich nach der Welttendenz richtet. Der Autor fasst in 16 Punkten die Entwicklungsprinzipien der Bibliotheken und die daraus folgenden Obliegenheiten zusammen: z.B. eine Bibliothek darf nur mit einem hauptamtlichen Bibliothekar und mit einem Etat, der für die Erwerbung der grundlegenden Literatur genügt, arbeiten; das Ziel eines Netzwerkes ist die Teilung und Verbreitung von Dienstleistungen; die Fachaufsicht und die methodische Betreuung dürfen nicht innerhalb eines Netzes voneinander getrennt werden; die Literaturversorgung der Kleindörfer soll mit einem Depositensystem gelöst werden, usw.

Széchényi Nationalbibliothek
Bemerkungen (2000/04/19)