Die Wandlung der Wertorientation aufgrund der Lesestoffe - von den 70er bis in die Mitte der 90er Jahre
LÕRINCZ Judit
Die Autorin skizziert und analysiert die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Änderungen in den vergangenen 20 Jahren in Ungarn, untersucht die Funktionen der Kultur mit besonderer Rücksicht auf die die Wertorientation signalisierende Rolle der Lesestoffe. Die Daten der Zeitwaageuntersuchungen 1976, 1986 und 1993 des Statistischen Zentralamtes bilden die Anhaltspunkte der Studie. Der grösste Teil der ungarischen Bevölkerung verwendet ihr Einkommen für primäre Bedürfnisse, die (enorme) Preiserhöhung der kulturellen Produkte macht für die Mehrheit ihre Konsumation fast unmöglich. Die ungünstigere finanzielle Lage hat eine Nivellierung zur Folge, und deren Konsequenz ist die Homogenisierung, die in den letzten Jahren eintrat. Es ist bemerkenswert, dass während die Leser mit Universitäts- oder Hochschulenabschluss 1976 und 1986 bedeutend mehr Sachliteratur, also Fach- und wissenschaftliche Literatur lasen, hören diese Unterschiede in 1993 vollkommen auf: ihre Bereitschaft zur Vermehrung der Kenntnisse ist nicht stärker als bei den Leser mit Abitur, aber die höhere Bildungsstufe und der feste Geschmack gebieten Einhalt dem Übergewicht von Trivialliteratur und populären Romanen. Es gibt beinahe keinen Unterschied zwischen den Lesern mit Abitur und mit 8 Klassen. Fast Dreiviertel der Lesestoffe sind in den Städten auf dem Lande Trivialromane. Die Einschränkung der finanziellen Möglichkeiten ist in dem Ietzten Jahrzehnt mit der Abnahme der Zeitaufwand für die geistige Reproduktion und mit dem Verderb der Qualität der Lesestoffe, also mit der Devalvation des symboIischen Kapitals verbunden.